Member Story: Sven Zuschlag - Gründen als inneres Anliegen
Wenn man mit smapOne AG-Gründer, Lehrbeauftragten und EO-Member Sven Zuschlag über Unternehmertum spricht, wird es schnell sehr tiefsinnig. Für Sven geht es dabei auch um Berufung und andere Sinnfragen. „Viele Menschen wissen gar nicht, wer sie sind und leben deshalb nicht in ihrem Potenzial“, sagt der 48-Jährige. Für eine kurze Zeit in seinem Leben, galt das auch für ihn, denn sein Lebensweg war zunächst stark durch die Werte seiner schwäbischen Herkunft geprägt.
„Ich bin im bürgerlichen Umfeld aufgewachsen: schaffe, schaffe, Häusle bauen. Da wurde nicht groß geträumt“, sagt Sven Zuschlag. Wer in seiner Heimat etwas werden wollte, ging zur Bank oder wurde Bürgermeister.
Sven startete seinen beruflichen Werdegang mit einem BWL-Studium, das ihn 1998 zu Airbus führte. Parallel befasste er sich mit IT, die damals schon ein wichtiges Hobby für ihn war. 2007 wurde Sven von Microsoft rekrutiert. Dort schaffte er es ins High Potential Programm; eine Karriere, von der viele träumen. Sven nicht, wie er nach einiger Zeit bemerkte. Dafür ist er immer noch dankbar. „Ohne Microsoft wäre ich heute nicht, wo ich bin“, sagt er, „die Zeit war wichtig, um zu merken, wer ich bin und vor allem auch, wer ich nicht bin.“
Sinnfragen als Orientierung
Wer man nicht ist, ist für Sven Zuschlag eine der wichtigsten Voraussetzungen, um zu lieben und gut in dem zu sein, was man tut. Für ihn liegt beides eng zusammen, sagt er:
„Du kannst nicht performen, wenn du nicht weißt, wer du bist, und wer du nicht bist.“ Gründen, nur um später frei zu sein, sei deshalb für ihn kein Modell. Mit der Verantwortung über Mitarbeiter und Forderungen, die von Investoren kommen, sei niemand wirklich frei – das könne also nicht der Antrieb sein. Viel wichtiger ist Sven ein gelebtes inneres Anliegen.
Nach seiner Zeit bei Microsoft ging Sven deshalb tiefer in sich. Statt sich weiter von Karriereziel zu Karriereziel zu hangeln, stellte er sich Fragen: „Was erfüllt mich schon während meiner Reise? Was gibt mir Energie? Was liebe ich so, dass ich während ich es tue, in einen Flow-Zustand komme?“
Die Antwort lag für ihn klar auf der Hand: er wolle etwas Neues schaffen, am liebsten in der IT, mit der er sich schon während seiner Karriere bei Airbus und Microsoft parallel beschäftigt aus einem intrinsischen Interesse heraus beschäftigt hatte.
Demokratisierung der IT
2007 hatte Apple für ihn gezeigt, dass Technik „einfach“ gemacht werden kann. Warum sollte etwas, das für Handys funktioniert, nicht auch für Softwares funktionieren? „Ich wollte IT für die breite Masse zugänglich machen“, sagt Sven Zuschlag über seine Idee für smapOne, die ihm 2013 kam und die er 2014 zusammen mit seinem Geschäftspartner Thomas Schwarz in die Tat umsetzte. Damals war die Unternehmens-IT in gewisser Weise elitär aufgebaut – zu elitär für Svens Geschmack: „Ich wollte mit smapOne eine Brücke bauen zwischen IT und Nicht-IT, zwischen Menschen, die gut in ihrem Prozess sind und wissen, wie die Software aussehen müsste, aber denen das technische Know-how fehlt, um diese umzusetzen. Es ging uns darum, die Softwareentwicklung zu demokratisieren und wirklich jedem zugänglich zu machen – unabhängig von den individuelle IT-Skills. Mit der smapOne-Plattform empowern wir Mitarbeiter, Apps aus eigener Kraft zu bauen und so analoge Geschäftsabläufe in digitale Prozesse zu überführen.“
Heute ist smapOne Marktführer im No-Code-Bereich in der gesamten DACH-Region und zählt rund 100 Mitarbeiter. „Wir skalieren weiter und wollen auf 500 Mitarbeiter wachsen“, sagt Sven Zuschlag. Die Chancen darauf stehen gut; 2020 und 2021 stiegen Investoren wie Thomas Müller und Peter Löscher ein.
Weil er nach wie vor ungern in „Zielen“ denkt, will Sven kein „Unicorn“ sein. „Da geht es um die Bewertung von einer Milliarde. Da geht es mir zu sehr um die Zahl. Ich will lieber, dass wir eine der bedeutendsten Software-Anbieter Deutschlands werden und so viele Menschen wie möglich erreichen.“
Auf diesem Weg befindet sich das Unternehmen aktuell.
Den Weg genießen
Unterstützung und Inspiration holt sich Sven nicht nur durch Investoren. Mindestens genauso wichtig ist für ihn der Austausch mit Mentoren, der auf seine Zeit bei Microsoft zurückgeht. „Ich habe damals gelernt, wie hoch die Bedeutung von Netzwerken ist“, sagt der Gründer aus Ravensburg. Bei der Wahl seiner Mentoren fährt Sven gern dreigleisig: „Ich orientiere mich immer an einer Person, die dort ist, wo ich hinwill, an einer Person, die mit mir auf Augenhöre ist und an einer Person, die ganz anders als ich ist.“ Zu seinen früheren Mentoren pflegt er auch heute noch Kontakt. Eine weitere Inspiration sind Vision Boards. Er selbst habe zwar keine aufwändig gebastelte Collage, doch orientiere er sich an Fünfjahresplänen. „Zu Beginn des Jahres formuliere ich immer drei Mottos“, sagt Sven. Es sei schon faszinierend, wie viel davon immer eintrete. Dieses Jahr hatte er unter anderem „Coach“ als Motto stehen – und tatsächlich nimmt er für das Unternehmen immer mehr eine beratende Funktion ein.
EO unterstützt Wachstum und Austausch
Um als Coach besser zu werden, nützt ihm der Austausch bei EO, sagt Sven. „Es ist faszinierend, dass man da wirklich über alles reden kann. Von Longevity bis über Reisen.“ Dadurch, dass bei EO nicht nur der berufliche, sondern auch private Bereich abgedeckt werden, entwickle er sich auch persönlich weiter. „EO hilft mir extrem bei der Sinnsuche“, sagt Sven Zuschlag, „da werden auch Themen im Deep Dive aufgedeckt, auf die man allein nie kommen würde.“
Welchen Sinn er für sich gefunden hat?
Werde, der du bist
„Ich will jeden Tag ein Stückchen besser werden“, sagt Sven. Nicht in dem Sinne, dass er sich jeden Tag etwas Neues beweisen müsse, nein, sondern insofern, als dass er wahrnimmt und lebt, was in ihm steckt. Dabei will er sein Wissen auch anderen Menschen mitgeben und doziert unter anderem an Schulen. Das soll den Schülern dabei helfen, die richtigen Entscheidungen für ihr Leben zu treffen, denn Sven ist sich sicher: „Alles im Leben sind Entscheidungen. Wenn du unglücklich bist, hast du dich noch nicht richtig entschieden.“
Die Idee für sein nächstes Unternehmen kam Sven während seines Engagements an der Schule auch bereits: „Mein nächstes Start-up wird mit Bildung zu tun haben. Man wird heute immer noch zum Generalisten ausgebildet und übersieht dabei die persönlichen Fähigkeiten.“ Der angepasste Weg in der Bank oder als Bürgermeister zum schwäbischen Haus macht eben nicht für jeden Sinn.